Christoph Kivelitz

Svenja Ritter

III. KunstSchicht auf Lothringen – versuchZukunft

Gruppenausstellung, Bochumer Kulturrat e.V., 10. August – 15. September 2006.
Kuratiert von Christoph Kivelitz.

Katalogtext:

Die Installationen von Svenja Ritter beschäftigen sich mit dem Tod, mit Menschenbildern und Gottesvorstellungen und der Farbsymbolik von Kulturen, greifen hierüber auch biologisch-genetische Experimente auf. Ihre schaurig-schönen Inszenierungen werfen dabei ethische Fragen bezüglich des menschlichen Daseins auf. Die Künstlerin verwirft das Bild des unversehrten, intakten Körpers, dessen Identität nur noch über Körperfragmente erinnerbar bleibt. Mit ihren Rauminszenierungen ersinnt Svenja Ritter eine alptraumhafte und doch auch betörende Märchenwelt. Svenja Ritter integriert Fotografie, Objekt und Malerei zu bühnenartigen Szenerien, die einzelnen Aspekten dieser Geschichte ein rätselhaft-magisches Gesicht verleihen. In Vitrinen liegend oder auch in Erdfelder eingebettet, breiten sich vor dem Betrachter aus Stoffen zusammengenähte Gebilde aus, die wohl Menschliches, Tierisches oder Pflanzliches assoziieren, aber dennoch Extremitäten, Zweige oder Blüten nur erahnen lassen.

Diese "Präparate" werden jeweils an Pumpen oder anderweitige Apparaturen angeschlossen, um über Schläuche und Injektionsnadeln Wasser oder Farbstoffe einfließen zu lassen. Die eingeleiteten Flüssigkeiten verändern nach und nach Inneres und Äußeres des Objekts, das in seiner labilen Erscheinung die permanente Wandelbarkeit alles Natürlichen vor Augen führt. Dieser Prozess lässt organische Zustandsveränderungen zwischen Leben und Tod assoziieren, in gleicher Weise aber auch chemische Experimente, mit denen Lebendiges transformiert oder – in gleichsam alchemistischer Magie – überhaupt erst geschaffen werden kann. Der Sinnenreiz dieser Inszenierung offenbart die Verlockung, die sich mit diesem wissenschaftlichen Allmachtsanspruch verbindet, gleichermaßen aber auch die Gefährdungen, die durch den Eingriff in das natürliche Gleichgewicht verbunden sind.

Die Künstlerin führt bestimmte Substanzen, Farben und Körper wie in einem Biotop zusammen, um Reaktionsweisen zu erproben, Synthesen zu befördern oder auch experimentell neue Lösungsansätze herbeizuführen.


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