Christoph Kivelitz

Irena Paskali – OutSightIn

Foto- und Videoarbeiten

Irena Paskali, Christoph Kivelitz, Kulturrat Bochum, 2010 Ausstellung im Kunstverein Bochumer Kulturrat e.V., 13. März – 14. April 2011.
Kuratiert von Christoph Kivelitz.

Einführungsrede (Anfang):

Im herkömmlichen Verständnis ist Fotografie ein sich in einem fotochemischen Prozess gestaltendes Abbild von Wirklichkeit, eine Momentaufnahme, die durch den Fokus des Fotografen, die Qualität des Objektivs und die Umstände von Licht und Schatten beeinflusst wird. Dabei wird übersehen, dass schon die Anfänge einer künstlerisch verstandenen Fotografie gerade durch das Bemühen gekennzeichnet waren, eine Nähe zur Malerei zu finden und damit also eine Verwandlung und Überhöhung der Natur beabsichtigt war. Auch gab es Versuche, Bewegungsabläufe fotografisch zu erfassen und sich damit von der Festlegung eines Blickwinkels, so wie er in der Tradition der perspektivischen Wahrnehmung vorausgesetzt wird, zu lösen. Die perspektivische Darstellung eines Raumes hat ja zur Bedingung, dass die Sehstrahlen sich von einem festgelegten Augpunkt entfalten und der Raum damit einer begrenzenden, mathematisch zu berechnenden Ordnung unterworfen wird.

Irena Paskali weicht in ihren fotografischen Experimenten vollständig von diesem Konzept ab. Zwar zitieren ihre oftmals in eine Kreisform gebrachten Bildmotive die Gestalt des Auges und nehmen damit den Bezug zum Strukturprinzip der Perspektive auf, um jedoch gleichzeitig mit diesem zu brechen. Ein durchgehendes Thema einer ihrer hier ausgestellten Werkgruppen ist das Treppenhaus, das sich durch Übergänge und Überschneidungen unterschiedlicher Raumebenen auszeichnet. Die Kamera ist bei ihr nicht auf einen festen Standpunkt fixiert. Ebenso wenig ist das Objektiv auf eine Blickrichtung fokussiert, vielmehr in eine Drehbewegung versetzt. Aus der Rotation entsteht ein den Raum abtastendes Panoramabild, das sich nicht nur aus dem räumlichen Kontext entwickelt, sondern gleichzeitig den zeitlichen Prozess der Bildentstehung und die hierin sich vollziehenden Veränderungen in sich aufhebt. Diese Entwicklung wird einer Kreisform eingefügt, um damit auch die Vorstellung von Anfang und Ende zu durchbrechen. In der raum-zeitlichen Verknüpfung erscheint Irena Paskali oftmals als Akteurin selbst. Sie inszeniert das jeweilige Bildgeschehen und ist gleichzeitig Bestandteil des jeweiligen Motivs, meist in dialogischer Bezugnahme zu einem weiteren Bildakteur. Die im Bild auftretenden Gestalten scheinen in einem gleichsam tänzerischen Dialog verfangen zu sein. Die Empfindung von Schwere ist in dieser Choreographie von Distanz und Nähe aufgehoben, so dass die Gestalten sich in einem Zeit und Raum entrückten Schwebezustand befinden.

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- Bilder aus der Ausstellung

link Website von Irena Paskali: www.irenapaskali.com